


Die Idee
Aufgrund der Lebenswelt der Jugendlichen nehmen die LehrerInnen und SozialpädagogInnen des SCHiPS-Projektes verstärkt war, dass
diese Schülerinnen und Schüler antriebsarm, orientierungslos und sozial unsicher auftreten. Dies zieht sowohl schulische als auch gesellschaftliche Misserfolge und
ein stetig sinkendes Selbstwertgefühl nach sich. Zudem ist festzustellen, dass diese Jugendlichen wenig bis gar nicht in der Lage sind eigene Stärken und Schwächen
sowie Fähigkeiten und Neigungen zu benennen. Zur Lösung von Konflikten greifen sie aufgrund ihrer bisherigen Lebenserfahrungen auf trainierte Verhaltensmuster
zurück, die oft auch den Einsatz von Aggressionen und Gewalt beinhalten.
Bei Eintritt in den Kurs bringen viele Schülerinnen und Schüler bereits eine polizeilich geführte Vorgeschichte mit, die zeigt, dass sie sich aufgrund von diesen
Verhaltensdefiziten in einem Teufelskreis befinden, dem sie aus eigener Kraft kaum entrinnen können. Dieses Verhalten stellt ein erhebliches Vermittlungshemmnis
auf dem Weg in eine Berufsausbildung dar. Wendepunkt kann ein besonderes Training unter Anleitung von den Zirkuspädagogen Jochen Siemers und Heiko Bahlmann sein.
Jochen Siemers und Heiko Bahlmann leiten neben anderen Projekten bereits mehrere Jahre Zirkusprojekte für in der Regel durch Aggressionen und Gewalt straffällig
gewordene Kinder und Jugendliche.
Die Durchführung
Das Projekt „Beweg dich! - Zirkuspädagogik gegen Gewalt“ sieht vor, dass 100 Schülerinnen und Schüler aufgeteilt auf Gruppen zu maximal 12/13 Teilnehmern eine
Arbeitssituation simulieren, bei der sie im Team in von ihnen selbst zu organisierenden Abläufen unter Zeitdruck mit einfachen Materialien (Luftballons,
Hirse, PE-Flaschen) Jonglagebälle produzieren. Über die Herausforderung eine gemeinschaftliche Lösung zur Erreichung des vorgegebenen Zieles finden zu wollen,
müssen die Jugendlichen eine problem- und lösungsorientierte Herangehensweise entwickeln – oft entfernt von denen ihnen bisher bekannten Lösungswegen. Über die
Reflexion des Produktionsablaufes finden Verknüpfungen zur realen Lebenswelt der Jugendlichen und damit auch der Ausbildungssituation statt: Wie arbeiten die
Mitarbeiter in einer Firma zusammen? Wer hat in der Firma was zu sagen und wie reagiere ich darauf? Was tue ich, wenn ich in einen Konflikt/Stresssituationen
gerate?...“
In der zweiten Phase des Trainings üben die Jugendlichen eine Jonglage mit der Zielvorgabe, drei Jonglagebälle 10 x in der Luft halten zu müssen, ein. Das
Trainingergebnis eines jeden einzelnen soll vor der gesamten Gruppe präsentiert werden. Durch diese Herangehensweise werden sowohl Erfolgserlebnisse als auch
Konfliktsituationen provoziert (Frustration während der Übungsphase, fehlendes Durchhaltevermögen, Versagensängste vor der Präsentation, ...). Die Jugendlichen
werden in beiden Phasen durchgehend von den Trainern begleitet. Diese reagieren situationsabhängig und legen bei Bedarf Konfliktlösungsmuster offen, um es dem
Jugendlichen zu ermöglichen, die in ihm wachsende Aggression positiv umzulenken. Diese Verhaltensänderung – Misserfolg -> Frustration -> Weitermachen/Durchhalten
-> Erfolg haben - bewirkt, dass sie über ihre bisherigen Konfliktlösungsstrategien – Misserfolg -> Frustration -> Aggression -> ... - nachdenken.
Der Abschluss
Nach Abschluss beider Phasen wird erneut das Verhalten jedes Einzelnen in der Gruppe reflektiert und evaluiert. Die Jugendlichen erhalten so Gelegenheit, ihre Selbstwahrnehmung zu schildern und mit den Informationen aus der Fremdwahrnehmung zu verknüpfen. Ihr bisheriges Verhalten bei Konflikten und die erlernte Verhaltensänderung wird ihnen bewusst. Durch das Projekt „Beweg dich! – Zirkuspädagogik gegen Gewalt“ wird die Leistungs- und Kooperationsfähigkeit der Jugendlichen gefördert, wodurch sie sowohl im Alltag als auch im Betrieb überzeugen können. Sie haben durch die Grenzerfahrungen im Projekt das Handwerkzeug erhalten, in Konfliktsituationen eine für sie neue lösungs- und problemorientierte Herangehensweise anwenden zu können.